Was ist der Confirmation Bias?
Der Confirmation Bias, oder Bestätigungsfehler, bezeichnet die Tendenz von Individuen, Informationen so zu suchen, zu interpretieren, zu favorisieren und sich zu merken, dass sie ihre vorgefassten Meinungen oder Überzeugungen bestätigen. Diese kognitive Verzerrung beeinflusst nicht nur unsere Wahrnehmung der Realität, sondern auch Entscheidungen in verschiedenen Lebensbereichen, einschließlich des Marketings.
Menschen tendieren dazu, Informationen, die ihren bestehenden Ansichten widersprechen, zu ignorieren oder abzuwerten, während sie Bestätigung in Informationen suchen, die ihre Sichtweisen unterstützen.
Die Auswirkungen des Confirmation Bias sind tiefgreifend und vielfältig. Sie können sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext auftreten, insbesondere wenn es um die Interpretation von Daten, die Entwicklung von Strategien oder die Entscheidungsfindung geht. Im Bereich des Neuromarketings ist dieser Bias besonders relevant, da er die Art und Weise beeinflusst, wie Konsumenten auf Werbung und Produkte reagieren (siehe: Verkaufspsychologie, Neuromarketing, Werbepsychologie und psychologisches Marketing).
Psychologische Grundlagen des Confirmation Bias
Um zu verstehen, wie der Confirmation Bias funktioniert, ist es wichtig, sich die zugrunde liegende kognitive Psychologie anzusehen. Diese Verzerrung entsteht durch die natürliche Neigung des menschlichen Gehirns, kognitive Dissonanz zu vermeiden – einen Zustand, der entsteht, wenn Menschen mit widersprüchlichen Informationen konfrontiert werden. Um diese unangenehme Spannung zu vermindern, neigen wir dazu, Informationen zu bevorzugen, die unsere bestehenden Überzeugungen und Werte stützen.
Aus Sicht der Kognitionspsychologie beruht der Confirmation Bias auf zwei Hauptmechanismen:
Selektive Wahrnehmung: Menschen neigen dazu, sich auf Informationen zu konzentrieren, die ihren vorgefassten Meinungen entsprechen, während sie Informationen ignorieren, die diese infrage stellen.
Gedächtnisverzerrung: Personen erinnern sich eher an Informationen, die ihre Ansichten bestätigen, und vergessen leicht solche, die ihre Überzeugungen widerlegen.
Dieser Bias kann auch in Entscheidungsprozessen eine entscheidende Rolle spielen, besonders wenn es darum geht, wie wir unsere zukünftigen Handlungen auf Basis vergangener Erfahrungen und der Informationen, die wir als glaubwürdig empfinden, gestalten.
Der Confirmation Bias im Marketing
Im Kontext des Marketings spielt der Confirmation Bias eine wesentliche Rolle, da er beeinflusst, wie Konsumenten auf Werbung und Markenbotschaften reagieren. Wenn Kunden bereits eine positive Einstellung gegenüber einer Marke haben, tendieren sie dazu, Informationen, die diese Einstellung bestätigen, bevorzugt zu konsumieren. Umgekehrt sind sie weniger geneigt, negative Informationen über die Marke wahrzunehmen oder zu akzeptieren.
Ein weiteres Beispiel für den Einfluss des Confirmation Bias in der Marketingpraxis ist das A-B Testing. Wenn Unternehmen eine Werbekampagne durchführen und die Ergebnisse nicht ihren Erwartungen entsprechen, neigen sie dazu, die negativen Daten zu ignorieren oder zu relativieren, um die getroffenen Annahmen nicht infrage zu stellen. Dies kann die Qualität der Marketingstrategie langfristig beeinträchtigen, da das Unternehmen nicht objektiv genug bleibt, um notwendige Anpassungen vorzunehmen.
Bestätigungsfehler im Online-Marketing
Im Online-Marketing und der Suchmaschinenoptimierung (SEO) zeigt sich der Confirmation Bias oft in der Art und Weise, wie Inhalte erstellt und verbreitet werden. Unternehmen, die sich auf bestimmte (zentrale) Wörter oder Content-Strategien fokussieren, könnten geneigt sein, nur die Daten zu berücksichtigen, die diese Ansätze stützen, und die Ergebnisse zu übersehen, die eine andere Richtung anzeigen. Dies führt zu einer verzerrten Wahrnehmung der Effektivität bestimmter Maßnahmen (siehe: Content Marketing).
Content-Marketing-Strategien, die mit dem Confirmation Bias arbeiten, könnten durch die Auswahl bestimmter, vorab als „wirksam“ befundener Themen und Formate geprägt sein, die der bestehenden Markenidentität oder den vorangegangenen erfolgreichen Kampagnen entsprechen. Hier besteht die Gefahr, dass Unternehmen sich in einer Filterblase befinden und potentielle innovative Ansätze nicht wahrnehmen.
Einsatz des Confirmation Bias im Werbe-Targeting
Ein weiterer Bereich, in dem der Confirmation Bias im Marketing eine Rolle spielt, ist das Targeting von Werbeanzeigen. Werbung kann durch Algorithmen und personalisierte Ansprache auf Basis von Nutzerdaten zunehmend individualisiert werden. Diese personalisierte Werbung nutzt oft die bestehenden Vorlieben und Interessen der Konsumenten. Konsumenten, die bereits eine positive Haltung gegenüber einem bestimmten Produkttyp oder einer Marke haben, sind empfänglicher für Werbung, die ihre Meinung bestätigt. Hier wird der Confirmation Bias als Vorteil genutzt, um die Conversion-Rate zu steigern.
Bestätigungseffekt und die Entscheidungsfindung
Der Confirmation Bias beeinflusst nicht nur die Wahrnehmung von Informationen, sondern auch die Entscheidungsfindung von Konsumenten und Führungskräften im Marketing. Führungskräfte in Unternehmen neigen dazu, Entscheidungen basierend auf Informationen zu treffen, die ihre bestehenden Annahmen und Überzeugungen stützen, anstatt neue oder widersprüchliche Informationen zu berücksichtigen. Dieser Effekt wird besonders deutlich bei Marketingstrategien, bei denen langjährige Praktiken oder bisher erfolgreiche Taktiken weiterhin eingesetzt werden, obwohl es Anzeichen für sich verändernde Marktbedingungen gibt.
Wie der Confirmation Bias in der Markenführung wirkt
In der Markenführung kann der Confirmation Bias dazu führen, dass Unternehmen den Blick für Veränderungen im Markt oder in der Verbraucherwahrnehmung verlieren. Ein Beispiel hierfür wäre ein Unternehmen, das an einer bereits etablierten Markenstrategie festhält, obwohl neue Marktforschungsergebnisse darauf hindeuten, dass sich die Zielgruppe verändert hat. In diesem Fall verzerrt der Confirmation Bias die Markenwahrnehmung, da Entscheidungsträger geneigt sind, die alten Annahmen zu bestätigen, anstatt die aktuellen Daten zu berücksichtigen.
Anwendung des Confirmation Bias in der Verkaufspsychologie
Im Bereich der Verkaufspsychologie spielt der Confirmation Bias ebenfalls eine Rolle. Verkaufsstrategien, die den Kunden beständig positive Bestätigung liefern, indem sie ihm Informationen präsentieren, die seine bisherigen Annahmen und Wünsche unterstützen, können den Verkaufsprozess begünstigen. Ein Beispiel ist die Verwendung von Social Proof: Kunden, die bereits eine positive Meinung zu einem Produkt haben, reagieren eher auf positive Bewertungen und Testimonials, die ihre Sichtweise bestätigen (siehe: Kundenbewertungen).
Auf dieses Wissen wollen Sie nicht verzichten
- Farbpsychologie
- Customer Journey
- Zielgruppenanalyse
- Conversion-Optimierung
- Emotionales Marketing
- Conversion-Rate
- Landingpage optimieren
- Usability
Mögliche Lösungen und Umgang mit dem Confirmation Bias
Obwohl der Confirmation Bias tief in unseren kognitiven Prozessen verwurzelt ist, gibt es Möglichkeiten, diesem Bias in Entscheidungsprozessen zu begegnen. Für Unternehmen, die sich bewusst mit diesem Bias auseinandersetzen, können verschiedene Ansätze helfen, eine objektivere Sichtweise zu bewahren:
Datengetriebenes Marketing: Durch den Einsatz von A/B Testing und systematischer Datenanalyse können Unternehmen sicherstellen, dass Entscheidungen nicht nur auf Bestätigungsfehlern basieren, sondern auf fundierten Ergebnissen (siehe: Webanalyse).
Cross-funktionale Zusammenarbeit: Indem unterschiedliche Perspektiven in den Entscheidungsprozess eingebracht werden, können Unternehmen die Auswirkungen des Confirmation Bias verringern. Dies gilt insbesondere für Marketingabteilungen, die oft sehr festgefahrene Denkmuster entwickeln.
Förderung der kognitiven Flexibilität: Durch regelmäßige Schulungen und Workshops, die die Bedeutung der Überprüfung und das Hinterfragen von Annahmen betonen, können Unternehmen dazu beitragen, dass ihre Führungskräfte und Mitarbeiter weniger anfällig für Bestätigungsfehler werden.
Bewusstsein für den Confirmation Bias: Indem der Bias erkannt wird, können Unternehmen lernen, ihm entgegenzuwirken. Ein bewusster Umgang mit der eigenen Wahrnehmung fördert die objektive Entscheidungsfindung.
Fazit:
Der Confirmation Bias ist eine weit verbreitete kognitive Verzerrung, die unser Denken und Handeln in vielerlei Hinsicht beeinflusst. Im Marketingbereich spielt er eine bedeutende Rolle, da er die Wahrnehmung und Entscheidungsfindung sowohl von Konsumenten als auch von Marketingleitern prägt. Unternehmen können lernen, den Confirmation Bias zu erkennen und ihn aktiv zu managen, um objektivere Entscheidungen zu treffen und ihre Marketingstrategien kontinuierlich zu optimieren.
Ihnen weiterhin alles Gute und viel Erfolg
Ihr Kevin Jackowski

Über mich
Hallo, ich bin Kevin Jackowski,
Ihr Experte für psychologisches Marketing.
Ich kann mittlerweile auf über 16 Jahre Online Marketing
Know-how zurückblicken und erarbeite zusammen mit meinen
Kundinnen und Kunden effektive und fundierte Strategien zur nachhaltigen Kundengewinnung, Kundenbindung und Umsatzmaximierung. Dabei lege ich meinen
persönlichen Fokus vor allem auf wissenschaftlich
fundierte Erkenntnisse aus der Psychologie.
Haben Sie diese Artikel schon gelesen?
Gamification im Marketing
Konsumentenpsychologie im Marketing
Konsumentenverhalten im Marketing
Konsumforschung im Marketing
Konsumpsychologie im Marketing
Markenloyalität im Marketing