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Choice Architecture im Marketing – Erklärungen, Beispiele + Tipps

    Die Choice Architecture bezeichnet die Gestaltung von Entscheidungsprozessen und -umfeldern, die es den Individuen ermöglichen, informierte und reflektierte Entscheidungen zu treffen. Im Marketing- und Wirtschaftsbereich wird dieser Begriff verwendet, um die Art und Weise zu beschreiben, wie Optionen und deren Präsentation in einem Entscheidungsumfeld beeinflusst werden können. Ein entscheidender Faktor bei der Wahlarchitektur ist, dass Menschen oft nicht vollständig rational agieren und ihre Entscheidungen von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, die sie möglicherweise nicht bewusst wahrnehmen.

    Die Gestaltung des Entscheidungsrahmens kann somit Einfluss auf das Verhalten und die Entscheidungen der Konsumenten haben. Besonders im Marketing wird Choice Architecture eingesetzt, um das Verhalten von Konsumenten gezielt zu steuern und zu optimieren (siehe: Konsumentenverhalten, Wahrnehmungspsychologie und Kundenwahrnehmung).

    Im Marketing spielt Choice Architecture eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, das Verhalten von Konsumenten gezielt zu lenken. Hierbei wird die Art und Weise, wie Optionen präsentiert werden, als wesentlich für die Kaufentscheidung betrachtet. Ein gutes Beispiel ist die Gestaltung von Preisoptionen bei Online-Shops. Statt eine lange Liste von Preisoptionen zu präsentieren, kann die Auswahl so strukturiert werden, dass der Kunde den Eindruck gewinnt, dass eine bestimmte Option (z. B. die mittlere Preisklasse) die beste Wahl ist. Dies geschieht durch eine geschickte Gestaltung der Preis- und Produktpräsentation (siehe: Decoy Effekt, Ankereffekt und Preispsychologie).

    Ein weiteres Beispiel für Choice Architecture im Marketing ist die Verwendung von „Defaults“ – also voreingestellten Optionen. Studien zeigen, dass Menschen oft die voreingestellte Option wählen, selbst wenn sie andere Alternativen bevorzugen würden. Unternehmen nutzen diesen Effekt, indem sie beispielsweise bei der Anmeldung für Newsletter die Häkchen für Marketing-E-Mails voreinstellen, um so die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Kunden diese Option auswählen (wichtig: Aktuelle Rechtslage beachten). In vielen Ländern sind „default“-Einstellungen rechtlich sehr problematisch bzw. sogar untersagt. Im Zweifelsfall einen Anwalt / Anwältin fragen.


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    Choice Architecture kann auf verschiedene Arten Einfluss auf Kaufentscheidungen nehmen. Einer der bekanntesten Effekte in diesem Zusammenhang ist der sogenannte „Decoy-Effekt“. Bei diesem Effekt wird dem Konsumenten eine Option präsentiert, die absichtlich weniger attraktiv ist als eine andere. Dadurch wird die bevorzugte Option als die beste Wahl wahrgenommen (siehe: Verkaufspsychologie, Neuromarketing, Werbepsychologie und psychologisches Marketing).

    In einem klassischen Beispiel wird ein günstiges und ein teures Produkt angeboten, aber zusätzlich eine teure Option mit einem leicht erhöhten Preis, die in der Wahrnehmung des Konsumenten als weniger attraktiv erscheint. Die teurere Option wird dadurch als weniger attraktiv angesehen und die mittlere Preisklasse erscheint im Vergleich als die günstigere und damit bevorzugte Wahl.

    Ein weiteres Konzept, das eng mit der Wahlarchitektur verknüpft ist, ist das Prinzip des „Nudging„. Hierbei geht es darum, Entscheidungen so zu gestalten, dass Menschen auf eine Weise beeinflusst werden, die ihren langfristigen Interessen entspricht, ohne ihre Entscheidungsfreiheit zu beeinträchtigen. Ein häufig genutztes Beispiel für Nudging ist die Platzierung von gesunden Lebensmitteln in Supermärkten an prominenten Stellen, um den Konsumenten zu gesünderen Entscheidungen zu motivieren.

    Die Psychologie von Choice Architecture basiert auf Erkenntnissen aus der Verhaltensökonomie und Kognitionspsychologie. Ein zentrales Konzept ist die sogenannte „Kognitive Leichtigkeit„. Menschen bevorzugen einfache und unkomplizierte Entscheidungen, bei denen sie nicht zu viel nachdenken müssen. Wenn es zu viele Optionen gibt oder wenn die Informationen zu komplex sind, steigt die kognitive Belastung, was dazu führen kann, dass der Konsument die Entscheidung vermeidet oder eine suboptimale Wahl trifft.

    Um die kognitive Belastung zu minimieren und gleichzeitig den Entscheidungsprozess zu erleichtern, wird in der Wahlarchitektur oft auf ein Prinzip namens „Choice Overload“ zurückgegriffen. Dabei geht es darum, den Konsumenten eine begrenzte Anzahl von Optionen zu präsentieren, um die Überforderung zu vermeiden. Das Ziel ist es, dem Konsumenten die Entscheidung zu erleichtern, indem die Auswahl auf die wesentlichen und relevantesten Optionen beschränkt wird.

    Ein weiterer psychologischer Faktor, der im Rahmen der Wahlarchitektur berücksichtigt wird, ist der sogenannte „Framing-Effekt„. Hierbei spielt es eine Rolle, wie Informationen präsentiert werden. Die gleiche Information kann unterschiedliche Entscheidungen hervorrufen, je nachdem, ob sie als „Vorteil“ oder „Nachteil“ formuliert wird. So kann beispielsweise ein Produkt als „95% fettfrei“ präsentiert werden, anstatt als „5% Fett“, was den gleichen Inhalt darstellt, jedoch eine unterschiedliche Wahrnehmung beim Konsumenten hervorrufen kann.

    Im Online Marketing ist Choice Architecture ein unverzichtbares Werkzeug, um die Conversion-Rate zu maximieren und den Erfolg von Online-Marketingkampagnen zu steigern. Hierbei wird nicht nur die Produktpräsentation, sondern auch die Gestaltung von Websites, Anmeldeformularen und Check-out-Prozessen optimiert (siehe: Check-Out Seite, Usability und Webdesign).

    Ein gutes Beispiel aus der Praxis ist die Gestaltung von Formularen auf Webseiten. Wenn ein Formular zu viele Felder enthält, kann dies potenzielle Kunden abschrecken und die Bounce Rate erhöhen. Eine geschickte Wahlarchitektur kann dabei helfen, Formulare so zu gestalten, dass nur die notwendigsten Informationen abgefragt werden. Dies reduziert den Aufwand für den Nutzer und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Anmeldung oder Transaktion (siehe: Conversion-Optimierung und Kaufwahrscheinlichkeit im Marketing).

    Auch im Bereich des E-Commerce ist Choice Architecture von zentraler Bedeutung. Hier spielen unter anderem Produktempfehlungen eine wichtige Rolle. Diese können so platziert werden, dass sie den Konsumenten in ihrer Kaufentscheidung beeinflussen, etwa durch die Platzierung von „Bestsellern“ oder „Ähnliche Produkte“, die als besonders empfehlenswert dargestellt werden.

    Ein weiteres Beispiel aus der digitalen Welt ist die Gestaltung von „A-B Testing„-Anzeigen. Hierbei werden verschiedene Versionen einer Anzeige erstellt und getestet, um herauszufinden, welche Version am besten konvertiert. Dies ermöglicht es Marketern, die Wahlarchitektur gezielt zu optimieren und die Effizienz ihrer Kampagnen zu maximieren.


    Auf dieses Wissen wollen Sie nicht verzichten


    Obwohl Choice Architecture äußerst effektiv sein kann, gibt es auch ethische Bedenken hinsichtlich der Manipulation von Konsumentenentscheidungen. Während es in vielen Fällen darum geht, den Entscheidungsprozess zu erleichtern und den Konsumenten zu besseren Entscheidungen zu führen, kann Choice Architecture auch ausgenutzt werden, um Konsumenten zu Entscheidungen zu drängen, die nicht in ihrem besten Interesse sind.

    Ein Beispiel hierfür ist das gezielte Nudging, um Konsumenten zu einem Kauf zu bewegen, der nicht ihren tatsächlichen Bedürfnissen entspricht. Auch das gezielte Erhöhen der wahrgenommenen Dringlichkeit durch knappe Verfügbarkeiten oder Zeitlimits kann die Entscheidungsfindung beeinflussen, ohne dass der Konsument sich bewusst ist, dass er beeinflusst wird (siehe: Verknappung im Marketing).

    Es ist daher von großer Bedeutung, dass Unternehmen Choice Architecture verantwortungsvoll einsetzen und die Interessen der Konsumenten nicht ausnutzen. Die ethische Gestaltung von Wahlarchitekturen kann dazu beitragen, dass der Konsument die bestmögliche Entscheidung trifft, ohne in seiner Entscheidungsfreiheit eingeschränkt zu werden.

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    Ihnen weiterhin alles Gute und viel Erfolg
    Ihr Kevin Jackowski



    Über mich

    Hallo, ich bin Kevin Jackowski,
    Ihr Experte für psychologisches Marketing.
    Ich kann mittlerweile auf über 16 Jahre Online Marketing
    Know-how zurückblicken und erarbeite zusammen mit meinen
    Kundinnen und Kunden effektive und fundierte Strategien zur nachhaltigen Kundengewinnung, Kundenbindung und Umsatzmaximierung. Dabei lege ich meinen
    persönlichen Fokus vor allem auf wissenschaftlich
    fundierte Erkenntnisse aus der Psychologie.

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