Was ist der Unterlassungseffekt im Marketing?
Der Unterlassungseffekt, auch als „Omission Bias“ bezeichnet, ist ein kognitiver Verzerrungseffekt, bei dem Menschen dazu neigen, die Auswirkungen von Handlungen negativer zu bewerten als die Auswirkungen von Unterlassungen. Dieser Effekt wird besonders in Entscheidungssituationen deutlich, in denen eine Handlung oder Entscheidung zu einem Schaden führen könnte.
Das heißt, ein Fehler, den man durch Unterlassen begangen hat, wird häufig als weniger schlimm empfunden als ein Fehler, der durch aktives Handeln entsteht. Psychologisch gesehen liegt dies daran, dass Menschen dazu tendieren, Verantwortung und Schuld eher mit eigenen Handlungen als mit Nichthandeln zu verknüpfen.
Der Unterlassungseffekt lässt sich durch die menschliche Neigung erklären, negative Konsequenzen von Handlungen als gravierender wahrzunehmen, auch wenn das Unterlassen von Maßnahmen ähnliche oder sogar größere Schäden nach sich ziehen kann. Dies beeinflusst in vielen Bereichen das Entscheidungsverhalten – von der alltäglichen Entscheidungsfindung bis hin zu komplexen geschäftlichen und ethischen Dilemmata.
Für Führungskräfte und Marketingleiter, die mit der Psychologie von Konsumenten und Entscheidern arbeiten, ist es besonders wichtig, diesen Effekt zu verstehen und in Marketingstrategien zu integrieren.
Die Auswirkungen des Unterlassungseffekts in der Praxis
Der Unterlassungseffekt spielt eine zentrale Rolle in der Psychologie der Entscheidungsfindung und hat weitreichende Auswirkungen auf das Marketing und andere betriebswirtschaftliche Felder. Besonders in Bereichen, in denen Konsumenten Entscheidungen treffen müssen, die mit Unsicherheiten oder Risiken verbunden sind, tritt dieser Bias deutlich hervor. Das Entscheidungsverhalten von Verbrauchern wird häufig durch den Wunsch beeinflusst, nicht durch aktives Handeln negative Konsequenzen herbeizuführen, auch wenn eine Entscheidung durch Unterlassen ebenfalls negative Auswirkungen haben kann.
Für Marketingleiter bedeutet dies, dass Kunden oft dazu neigen, eine vermeintlich sicherere Option zu wählen, selbst wenn diese nicht optimal ist. Beispielsweise wird ein Konsument möglicherweise einen Kauf von Produkten oder Dienstleistungen verschieben, um keine direkte Entscheidung zu treffen, was zu einem Verzicht auf Chancen führen kann. Diese Tendenz ist besonders stark, wenn es sich um Entscheidungen handelt, bei denen potenzielle Verluste durch Handlungen mit negativen Folgen befürchtet werden.
Ein praktisches Beispiel aus der Praxis könnte ein Verbraucher sein, der einen Vertrag oder ein Angebot ablehnt, weil er die Entscheidung als zu riskant empfindet, selbst wenn es langfristig von Vorteil wäre. Der Unterlassungseffekt kann hier dazu führen, dass der Konsument die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lässt. Unternehmen, die diesen Effekt kennen und verstehen, können ihre Angebote und Marketingstrategien so anpassen, dass sie den Entscheidungsprozess der Kunden beeinflussen.
Der Unterlassungseffekt im Marketing und der Konsumforschung
Im Bereich Marketing und Konsumentenverhalten spielt der Unterlassungseffekt eine bedeutende Rolle, besonders bei der Gestaltung von Werbemaßnahmen und Verkaufsstrategien. Unternehmen können den Unterlassungseffekt gezielt nutzen, um Konsumenten zu einer bestimmten Handlung zu bewegen, indem sie ihnen die Konsequenzen des Nicht-Handelns vor Augen führen. Marketingstrategien, die auf diesen Effekt abzielen, können durch gezielte Hinweise und emotional aufgeladene Botschaften den Eindruck vermitteln, dass das Unterlassen einer Entscheidung zu einem Verlust führt, den der Konsument vermeiden möchte.
Ein klassisches Beispiel ist die Anwendung des „Fear of Missing Out“ (FOMO) in Werbung und Promotionen. Wenn Unternehmen ihren Kunden vermitteln, dass sie durch das Nicht-Handeln eine wertvolle Gelegenheit verpassen könnten, verstärken sie den Unterlassungseffekt. Das Gefühl, durch Unterlassen eine Chance zu verpassen, kann dazu führen, dass Konsumenten eine Entscheidung schneller treffen und dadurch möglicherweise auch mehr Käufe tätigen (siehe: Verkaufspsychologie, Neuromarketing, Werbepsychologie und psychologisches Marketing). Dieser Effekt tritt häufig bei zeitlich begrenzten Angeboten oder Sonderaktionen auf, bei denen der Konsument das Gefühl bekommt, dass das Verpassen der Gelegenheit zu einem bleibenden Nachteil führen könnte.
Im E-Commerce etwa wird der Unterlassungseffekt durch Methoden wie „Last Chance“-Anzeigen oder Countdown-Timer genutzt, die den Kunden daran erinnern, dass eine bestimmte Aktion nur begrenzt verfügbar ist. Der Hinweis, dass eine Entscheidung zur Vermeidung von Verlusten notwendig ist, verstärkt das Bedürfnis nach Handeln und kann die Konversionsraten erhöhen.
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Einfluss des Unterlassungseffekts auf ethische Entscheidungen
Neben der Relevanz im Marketing und Konsumentenverhalten hat der Unterlassungseffekt auch Auswirkungen auf das Management und die Entscheidungsfindung in Unternehmen. Führungskräfte, die mit der Anwendung des Unterlassungseffekts in geschäftlichen Entscheidungsprozessen arbeiten, müssen sich der möglichen Verzerrungen bewusst sein, die durch diesen Effekt entstehen können. Ein klassisches Beispiel für die Verzerrung ist der Umgang mit ethischen Entscheidungen in einem Unternehmen.
In vielen Fällen kann es vorkommen, dass Manager, die sich mit schwierigen Entscheidungen auseinandersetzen müssen, die Konfrontation mit möglichen negativen Konsequenzen vermeiden wollen. Die Entscheidung, Maßnahmen nicht zu ergreifen, könnte als weniger riskant und weniger verantwortungsvoll empfunden werden, obwohl das Unterlassen von Handlungen langfristig größere negative Auswirkungen haben kann. Diese Tendenz zur Unterlassung kann auch zu einer geringeren Risikobereitschaft führen, was wiederum die Innovationsfähigkeit und langfristige Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens gefährden kann.
Es ist von zentraler Bedeutung, dass Manager den Unterlassungseffekt in ihrem Entscheidungsprozess erkennen und verstehen, dass nicht jede unterlassene Entscheidung eine positive Lösung ist. Um diese Bias zu überwinden, sollten Unternehmen Schulungen zur Entscheidungsfindung anbieten, die Führungskräfte dazu anregen, nicht nur auf das zu reagieren, was sie vermeiden wollen, sondern auch die langfristigen Vorteile aktiver Entscheidungen zu berücksichtigen.
Fazit:
Der Unterlassungseffekt ist ein tief verwurzelter psychologischer Bias, der in verschiedenen Kontexten, sowohl im Marketing als auch im Management, eine Rolle spielt. Für Unternehmen ist es von Bedeutung, den Einfluss dieses Effekts zu erkennen und ihn sowohl in der Gestaltung von Marketingstrategien als auch in der unternehmerischen Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. Durch gezielte Kommunikationsstrategien und die Förderung von aktivem Handeln können Unternehmen ihre Zielgruppen dazu anregen, Chancen zu ergreifen und nicht durch Unterlassen von Entscheidungen wertvolle Möglichkeiten zu verpassen.
In einem Markt, der zunehmend von Unsicherheit und schnellen Entscheidungen geprägt ist, kann das Verständnis und die Nutzung des Unterlassungseffekts Unternehmen dabei helfen, den Entscheidungsprozess ihrer Kunden zu beeinflussen und so bessere Ergebnisse zu erzielen.
Ihnen weiterhin alles Gute und viel Erfolg
Ihr Kevin Jackowski

Über mich
Hallo, ich bin Kevin Jackowski,
Ihr Experte für psychologisches Marketing.
Ich kann mittlerweile auf über 16 Jahre Online Marketing
Know-how zurückblicken und erarbeite zusammen mit meinen
Kundinnen und Kunden effektive und fundierte Strategien zur nachhaltigen Kundengewinnung, Kundenbindung und Umsatzmaximierung. Dabei lege ich meinen
persönlichen Fokus vor allem auf wissenschaftlich
fundierte Erkenntnisse aus der Psychologie.
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